Unser aktuelles Projekt

Ethel Smyth: THE PRISON und DER WALD

Ethel Smyth, geboren 1858 in in Sidcup/Kent, war englische Komponistin und bedeutende Figur der britischen Musikszene des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Mit Hungerstreik, “eisigem Schweigen” und der Verweigerung von gesellschaftlichen Pflichten ertrotzte Smyth sich das Studium der Komposition am Leipziger Konservatorium ab 1877. Ihr Œuvre umfasst Opern, Orchesterstücke, Chor- und kammermusikalische Werke. Als Suffragette war Smyth in der damaligen Frauenrechtsbewegung aktiv und ging für ihre Überzeugungen zwei Monate ins Gefängnis London Holloway. Ethel Smyth starb 1944 im Alter von 86 Jahren in Woking/Grafschaft Surrey.

Wir studieren diese beiden Werke von ihr ein:

Der Wald

“Der Wald” ist eine Kurzoper in deutscher Sprache, die 1902 in der damaligen Preußischen Hofoper – heute Staatsoper Unter den Linden – uraufgeführt wurde. Die Handlung findet im Mittelalter statt, die Herrin eines Waldes treibt einen jungen Holzfäller ins Verderben. Damit sollten die gesellschaftlichen Hierarchien auf den Kopf gestellt werden. Der Uraufführung folgten Aufführungen am Royal Opera House Covent Garden in London und ein Jahr später an der Metropolitan Opera in New York. Wir singen Ausschnitte aus der Oper, die Aufführungsdauer beträgt ca. 20 Minuten.

The Prison

“The Prison” ist eine Sinfonie für Soli, Chor und Orchester und sollte die Lebensphilosophie des langjährigen Freundes Henry Brewster vermitteln. Smyth komponierte das spätromantische Stück im Jahr 1930 als sie schon fast ertaubt war. Protagonist der Handlung ist ein namenloser Gefangener, der sich vor seiner Hinrichtung stehend mit den Fragen auf der Schwelle vom Leben zum Tod auseinandersetzt. Die Uraufführung war im Jahr 1931, die Aufführungsdauer beträgt ca. 1 Stunde. 2021 wurde Smyth für “The Prison” postum mit einem Grammy ausgezeichnet.

Die Aufführung ist am Samstag, den 30. November 2024 um 20 Uhr zusammen mit der Jungen Philharmonie Kreuzberg im Berliner Dom. 


Konzertplakat “Der Wald”, 1902 (www.operabase.com)


Hintergründiges

Ethel Smyth (1858-1944)*


*Sammlung George Grantham Bain, Library of Congress, London

Ethel Smyth über ihr Leben (1933)

„Also, mit dem Berühmtsein ist das so eine Sache. Ja, es stimmt, ich habe meine eigenen Opern dirigiert und liebe Bobtails; ich trage immer nur Tweedkleidung, und an kalten Winternachmittagen habe ich darin sogar Konzerte gegeben; ich war eine militante Suffragette und habe zu meinem ‚March for the Women‘ vom Fenster des Holloway-Gefängnisses herunter mit meiner Zahnbürste den Takt geschlagen, ich habe Bücher geschrieben, Reden gehalten, Rundfunksendungen gemacht, und ich achte nicht immer darauf, dass mein Hut gerade sitzt. Ich bin tatsächlich berühmt.
Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich seit über vierzig Jahren sozusagen meinen Job mache, und es ist mir dabei nicht gelungen, auch nur ein winzig kleines Rädchen im englischen Musikapparat zu werden. Meine Bekanntheit hat auch nicht geholfen, meinen Namen auf die Programmzettel zu bringen.“

Ethel Smyth über ihr Leben kurz nach ihrem 75. Geburtstag.

Quelle: Die Suffragette am Tisch des Kaisers (J. Bachmann, F.A.Z.)

The March of Women

The March of Women war die Hymne der englischen Frauenbewegung (Suffragetten von suffrage = Wahlrecht), die Ethel Smyth basierend auf einem abruzzischen Volksliedthema 1910 komponiert hat. Im Jahr 1912 sangen es Frauenrechtlerinnen im Londoner Gefängnis Holloway als Protest gegen ihre Inhaftierung, Ethel Smyth schlug dabei am Fenster den Takt mit ihrer Zahnbürste. Erst im Jahr 1928 erließ das englische Parlament ein Gesetz, das Frauen das gleiche Stimmrecht zugestand wie Männern.