Unser aktuelles Projekt:

Messe in f-Moll von Anton Bruckner (1824-1896)

und

Chichester Psalms von Leonard Bernstein (1918-1990)

zusammen mit dem HTW-Tonkollektiv und  der Jungen Philharmonie Kreuzberg.

Die Aufführung ist am Sonntag, den 9. Juni 2024, um 19 Uhr im Konzertsaal der Universität der Künste. Der Ticketverkauf wird nach Eröffnung hier bekannt gegeben.

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Kurze Werkeinführung und Musikerportrait:

Die f-Moll-Messe von Anton Bruckner (Messe Nr. 3, WAB 28)

The Armed Man

Joseph Anton Bruckner
(1824-1896)

Joseph Anton Bruckner wurde am 4. September 1824 in Ansfelden/Oberösterreich geboren. Wegen des frühen Tods seines Vaters nahm ihn das nahegelegene Stift St. Florian als Sängerknabe auf. Dort studierte er im weiteren Verlauf Orgel und Musiktheorie. Ab 1855 war Bruckner Domorganist der Ignatiuskirche in Linz. 1868 trat er die freigewordene Stelle „Professor für Musiktheorie und Orgelspiel“ am Wiener Konservatorium an.

Das Wiener Publikum schätzte sein musikalisches Können und war seinen Kompositionen gegenüber zunächst sehr aufgeschlossen. Seine als zu lang und zu komplex empfundenen Symphonien stießen aber auch auf Kritik, besonders auf die des gefürchteten Wiener Musikkritikers Eduard Hanslick. Er bezeichnet sie als “symphonische Riesenschlangen” und Bruckners Musik als “unnatürlich aufgeblasen, krankhaft und verderblich”.

Den musikalischen Durchbruch erlebte Bruckner mit der Uraufführung seiner 7. Symphonie im Jahr 1884 weit jenseits vom Wiener Krisenherd in Leipzig unter Arthur Nikisch. In seinen späten Jahren erhielt er zahlreiche Ehrungen und Privilegien, wie etwa eine mietfreie Wohnung im Schloss Belvedere. Dort arbeitete Bruckner in seinem letzten Lebensjahr an seiner 9. Symphonie, konnte sie aber nicht mehr vollenden.

Anton Bruckner starb am 11. Oktober 1896 in Wien im Alter von 72 Jahren. Sein Leichnam wurde seinem Testament folgend einbalsamiert und in einem Sarkophag unterhalb der nach ihm benannten Brucknerorgel in der Stiftsbasilika von St. Florian beigesetzt. Der Sockel trägt die Inschrift Non confundar in aeternum („In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden“), die Schlusszeile des Te deums. Bruckners Werke gelten heute als bedeutende Beiträge zur romantischen Musik.

Mit der Komposition der f-Moll-Messe begann Anton Bruckner im Jahr 1867 kurz nach Fertigstellung seiner Messe in d-Moll. Trotz starker Selbstzweifel mit Nervenzusammenbruch und Kuraufenthalt arbeitete Bruckner kontinuierlich an der Messe und stellte sie innerhalb eines Jahres fertig.

Die Uraufführung fand vier Jahre nach ihrer Entstehung am 16. Juni 1872 in der Wiener Augustinerkirche statt. Die österreichische Tageszeitung Fremden-Blatt schrieb dazu: „Die Messe legt von der Erfindungskraft und dem ungewöhnlichen Können des Komponisten das rühmlichste Zeugnis ab.“ Es würde sich „jeder feinfühlige Geist von dem Werke ergriffen fühlen“.

Die Aufführungsdauer der f-Moll-Messe beträgt ca. eine Stunde.

Ursprünglich sollte die f-Moll-Messe direkt nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1868 in Wien uraufgeführt werden. Aufgrund der Aversion des Hofkapellmeister Johann Herbeck gegen die Messe („zu lang und unmöglich zum Singen“) und ebenso der Musiker der Hofkapelle kam es aber nicht mehr dazu. Vier Jahre später mietete Bruckner für 300 Gulden das Wiener Opernorchester und führte seine f-Moll-Messe mit dem Wiener Singverein am 16. Juni 1872 in der Wiener Augustinerkirche unter eigener Leitung auf.

An die Uraufführung schlossen sich weitere Konzerte auch außerhalb Österreichs an, so etwa 1879 in Budapest. Am 4. November 1894 wurde das Werk anlässlich Bruckners 70. Geburtstag nochmals im Großen Musikvereinssaal in Wien festlich aufgeführt. Diese Aufführung wurde zu einem seiner größten öffentlichen Erfolge.

Die f-Moll-Messe von Bruckner wird heute gleichrangig zur h-Moll-Messe von Bach und der Missa solemnis von Beethoven gesehen.

Die Tonart f-Moll hat vier Tonerniedrigungen. Sie steht für „tiefe Depression, Totenklage, Seufzer des Elends und Sehnsucht nach dem Grab“ (in Chr. Schubart: Ästhetik der Tonkunst, 1806).

Berühmte Werke in f-Moll sind

  • die Klaviersonate Nr. 23 (Appassionata) von Beethoven
  • Chopins Klavierkonzert Nr. 2
  • Tschaikowskys Symphonie Nr. 4 und
  • der Winter aus Vivaldis Vierjahreszeiten.

(20.12.2023, M. Tovar)

Chichester-Psalms von Leonard Bernstein

The Armed Man

Leonard Bernstein
(1918-1990)

Der Komponist, Dirigent und Pianist Leonard (urspr. Louis) Bernstein wurde am 25. August 1918 in Lawrence, Massachusetts/USA als Sohn jüdischer Einwanderer aus dem heutigen Riwne/Ukraine (früher polnisch) geboren. Mit dem Beruswunsch “Pianist” studierte Bernstein Musik, dazu Philosophie, Literatur- und Sprachwissenschaften an der Havard-Universität. Er dirigierte regelmäßig das New York Philharmonic Orchestra, die Wiener Philharmoniker und das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks.

Ab 1943 komponierte Bernstein Symphonien, 1965 die Chichester Psalms. Zu seinen berühmtesten Bühnenwerken zählen Candide (1956) und West Side Story (1957). Bernstein war auch als Musikpädagoge tätig und unterrichtete in der Fernsehreihe Young People’s Concerts den musikalischen Nachwuchs. Am 19. August 1990 dirigierte Bernstein sein letztes Konzert (Tanglewood/Massachusetts). Während des Konzertes erlitt er einen Schwächeanfall, konnte es aber noch zu Ende dirigieren. Am 14. Oktober 1990 starb Bernstein im Alter von 72 Jahren an Herzversagen. Er ist auf dem Green-Wood Cemetry in Brooklyn/NYC beigesetzt.

Der Name des Stückes geht auf die südenglische Stadt Chichester zurück. Sie gehört zur Grafschaft West Sussex und liegt etwa 20 km östlich von Portsmouth. Im Auftrag des damaligen Dekans der Kathedrale von Chichester, Walter Hussey, vertonte Bernstein im Jahr 1965 von ihm selbst ausgewählte Psalmentexte, darunter Psalm 100 Aufruf zum Lob Gottes, Psalm 23 Der gute Hirte und Psalm 131 Mit Gott in Frieden.

Obwohl für das traditionelle Southern Cathedrals Festival in Chichester in Auftrag gegeben, fand die erste Aufführung der Chichester Psalms bereits vorher am 15. Juli 1965 in der Philharmonic Hall in New York statt. Am 31. Juli 1965 erfolgte schließlich die Aufführung auf dem Festival in der von Bernstein bevorzugten Form mit Knabenchor und Knabenalt.

Das Gesamtwerk ist in drei Sätze gegliedert, in denen jeweils zwei Psalmen (teil)vertont sind. Es steht in der Tonart B-Dur, eine Tonart, die für „glückliche Liebe, gutes Gewissen, Hoffnung, Hinweis auf eine bessere Welt“ (Chr. Schubart) steht. Bernstein sagte zu den Psalms: „Damals (Anm: im Sabbatical 1964/65) habe ich fast das ganze Jahr nur Zwölftonmusik und noch experimentellere Sachen geschrieben. Ich war glücklich, diese neuen Klänge zum Vorschein bringen zu können; doch nach etwa sechs Monaten Arbeit habe ich alles weggeworfen. Das war nicht meine Musik; sie war nicht aufrichtig. Und als Folge davon entstanden die Chichester Psalms – sicher das eingängigste B-dur-artig tonale Stück, das ich je geschrieben habe.“

Nach Bernstein soll die Solopartie von einem Knabenalt oder einem Countertenor gesungen werden, die Psalms grunsätzlich in hebräischer Sprache. Diese Vorgaben sollen den liturgischen Charakter des Werks unterstreichen.

Die Aufführungsdauer beträgt etwa 20 Minuten.

20.12.2023, M. Tovar