17. Mai 2020 um 18 Uhr im Konzertsaal der UdK:

(Abgesagt wegen Pandemie)

LILI BOULANGER:

Psalm 130: „Du fond de l’abîme” (1917)
Vieille prière bouddhique (1917)
Pour les funerailles d‘un soldat (1913)

 

ANTONÍN DVOŘÁK:

Messe in D-Dur (1892)

Kaum schlägt man vor, Werke einer Komponistin zu singen, fällt allen auf, wie selten man Werke von Komponistinnen singt. Kaum schlägt man jedoch vor, Werke der Komponistin Lili Boulanger zu singen, googeln alle und sagen: Stimmt nicht, die heißt Nadia. Lili lebte ihr kurzes, von Krankheit begleitetes Leben an der Seite einer Komponistinnenschwester, die tatsächlich wenige Sekunden schneller in der Suchmaschine gefunden wird und dabei 61 Jahre älter wurde. Es war Nadia, die nach dem frühen Tod ihrer Schwester mit nur 24 Jahren die Verbreitung ihres Werks förderte. Lili Boulanger ist nicht nur erste weibliche Preisträgerin des Prix de Rome (was ihr nicht nur frauenfreundliche Kommentare hinterhertragen ließ), den auch Berlioz und Bizet verliehen bekommen haben (sowie ihre Schwester Nadia, die den zweiten Platz 1904 belegte), sondern hat in fast 25 Lebensjahren mehr als 60 Werke komponiert. Wir singen von ihr drei Kantaten für Solo, Chor und Orchester: „Pour les funerailles d‘un soldat“ (Für die Trauerfeier eines Soldaten)l „Vielle prière Bouddique“ (Altes buddhistisches Gebet) und den 130. Psalm „Du fond de l’abîme“ (Aus der Tiefe).

Dvoraks D-Dur Messe hingegen zeichnet sich nicht durch seine individuelle Erfahrung mit dem Glauben, sondern vielmehr durch die Fertigkeit aus, einen sakralen Text mit einem Hauch ländlich geprägter Gottesehrfurcht zu komponieren. Die Messvertonung von Dvorak entstand ebenso wie die unmittelbar persönliche Psalmentrilogie von Lili Boulanger aus einem prägenden katholischen Weltverständnis. Dvorak komponierte die D-Dur Messe für den Architekten und Gründer der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Josef Hlávka, der damit die neue Kapelle in seinem Schloss einweihen ließ.

In diesem Doppelkonzert stehen nicht Komponistin gegen Komponist, wie es zweifelsohne gelesen werden kann. studiosi cantandi Berlin sind das Kontrastmittel, das in diesem Konzert zwei Maxime des musikalisch messbaren Umfangs hörbar macht.